Gestern fand in Berlin ein Treffen statt, bei dem die führenden Stahlunternehmen Deutschlands, Politiker und Mitstreiter auf Einladung der DWV-Fachkommission HySteel zusammenkamen. Die zentrale Fragestellung war die Rolle der Stahlindustrie als treibende Kraft für den Hochlauf der Wasserstoff-Wirtschaft. Dabei wurden insbesondere die Herausforderungen und Möglichkeiten der Transformation der Stahlindustrie zu einer klimaneutralen Produktion diskutiert.
Unternehmen und Organisationen vereinen sich für klimaneutrale Stahlindustrie
Als Abnehmer von grünem Wasserstoff spielt die Stahlindustrie eine maßgebliche Rolle in der Wasserstoff-Marktwirtschaft und leistet einen entscheidenden Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen. Die DWV-Fachkommission HySteel setzt sich bereits seit drei Jahren dafür ein, die Transformation der Stahlindustrie in Richtung Klimaneutralität voranzutreiben. Durch die Zusammenarbeit von Unternehmen und Organisationen aus der Stahlbranche sowie verwandten Sektoren werden innovative Lösungen entwickelt, um diese wichtige Veränderung erfolgreich umzusetzen.
Staatssekretär Thorsten Bischoff unterstrich in seiner Ansprache die Bedeutung der Stahlindustrie für das Saarland, da sie eine wichtige wirtschaftliche Säule darstellt. Werner Diwald, Vorsitzender des HySteel-Sprecherkreises, sieht die Herausforderungen für die Branche vor allem in der fehlenden Planungssicherheit. Um die Stahlindustrie zukunftsfähig zu machen, sind regulatorische Maßnahmen erforderlich, insbesondere in Bezug auf Investitionsförderung und die Schaffung einer zuverlässigen Wasserstoffinfrastruktur.
Die Fachkommission HySteel, unter der Leitung von Simon Morgeneyer, hat in den letzten Jahren beeindruckende Fortschritte erzielt. Durch umfangreiche Studien und den engen Austausch mit allen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette konnte ein umfassendes Verständnis für die Herausforderungen und Chancen der klimaneutralen Stahlproduktion entwickelt werden. Zudem wurde der Dialog mit der Politik aktiv gefördert, um gemeinsame Lösungen zu finden.
Die Paneldiskussion fokussierte sich auf die Themen Transformation, Regulatorik und Arbeitsmarkt. Namhafte Vertreter aus Politik und Industrie, wie Andreas Rimkus, MdB und Wasserstoff-Beauftragter der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Axel Bree, Referatsleiter im BMWK, Dr. Bettina Hübschen, Geschäftsführerin der saarländischen Wasserstoffagentur H2Saar, Dr. Peter Maagh, technischer Vorstand der Stahl-Holding-Saar (SHS), und Gerrit Riemer, Leiter Governmental Affairs bei thyssenkrupp Steel Europe, diskutierten intensiv über die Herausforderungen und Möglichkeiten der Transformation der Stahlindustrie. Dabei standen insbesondere die regulatorischen Rahmenbedingungen und deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt im Fokus.
Dr. Peter Maagh von SHS betonte, dass die Transformation der Stahlindustrie enorme Ausmaße hat. Im Jahr 2030 wird für die erforderliche Wasserstoffproduktion etwa 25 TWh Energie benötigt, wenn die Industrie auf Direktreduktionsanlagen zur Eisenerzreduktion mit Wasserstoff umstellt. Der gesamte Strombedarf für die Primärstahlherstellung wird zu diesem Zeitpunkt fast das Doppelte betragen. Angesichts der hohen Strompreise ist ein beträchtlicher Anteil an Wasserstoffimporten unumgänglich.
Bei thyssenkrupp Steel Europe schreitet die Transformation der Stahlproduktion kontinuierlich voran, doch es gibt noch Herausforderungen in Bezug auf die ausreichende Versorgung mit Wasserstoff. Gerrit Riemer hebt die Wichtigkeit von Wasserstoff-Speichern hervor, da sie eine entscheidende Rolle für eine stabile Energieversorgung spielen und somit einen maßgeblichen Einfluss auf den Erfolg der Transformation haben.
Die zentrale Bedeutung der Stahlindustrie für den Hochlauf des Wasserstoffs wurde von Dr. Bettina Hübschen betont. Ohne die Nachfrage der Stahlindustrie ist eine erfolgreiche Umsetzung der Wasserstoff-Pipeline ins Saarland nicht möglich, was wiederum den Hochlauf der Wasserstoff-Marktwirtschaft beeinträchtigt.
Die deutsche Politik hat das Thema Wasserstoffversorgung zu einer Priorität gemacht. Andreas Rimkus fordert eine effizientere Herangehensweise und betont die Bedeutung von Energiepartnerschaften sowie die Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Branchen. Dr. Axel Bree weist auf die bisherige Unterstützung seitens des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hin und spricht von der bevorstehenden Umsetzungsphase. Das BMWK ist entschlossen, die Dekarbonisierung der Industrie weiterhin zu unterstützen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.
thyssenkrupp Steel Europe investiert intensiv in die Qualifizierung der Fachkräfte, um den Einsatz innovativer Technologien in der Stahlindustrie zu ermöglichen. Durch diese Maßnahmen werden die Mitarbeiter auf die wachsenden und sich ändernden Anforderungen vorbereitet. Der Erhalt der Stahlindustriestandorte hat einen positiven Einfluss auf die Kaufkraft und Beschäftigung in den Regionen.
Die Umwandlung der Stahlindustrie in eine klimaneutrale Produktion bietet umfassende Vorteile. Durch den Einsatz von grünem Wasserstoff können die CO2-Emissionen erheblich reduziert werden. Die Stahlindustrie spielt dabei eine entscheidende Rolle als Hebel für den Hochlauf der Wasserstoff-Marktwirtschaft. Die enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Politik und anderen Akteuren, wie sie bei HySteel stattfindet, ist von großer Bedeutung, um diese Transformation erfolgreich umzusetzen und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Stahlindustrie zu sichern.