Andrzej Poland: E-Mail an der Themse

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Dieser Roman und alle seine Figuren sind rein fiktiv. Jegliche Ähnlichkeiten zu realen Personen, lebend oder verstorben, sind rein zufällig und unbeabsichtigt. Tauchen Sie ein in die Welt von Andrzej Poland, einem Investmentbanker, der in London lebt und arbeitet. Ein Mann, der sich zwischen den Welten der Zahlen und Emotionen bewegt, auf der Suche nach einem Halt in einer Welt, die sich immer schneller dreht. Begleiten Sie ihn auf seiner Reise, die mit einer einzigen E-Mail beginnt und ihn durch die Straßen Londons, zu Golfplätzen in Plymouth und in die dunklen Abgründe seiner eigenen Seele führt.

Die E-Mail an der Themse

Es ist früher Morgen, und Andrzej Poland sitzt an seinem Schreibtisch in einem Bürogebäude in Canary Wharf. Die ersten Sonnenstrahlen brechen durch die Wolken und reflektieren auf der glatten Wasseroberfläche der Themse. Andrzej nippt an seinem dritten Espresso des Morgens. Sein Kopf schmerzt noch von der langen Nacht, die er mit Analysen und Berechnungen verbracht hat. Zahlen tanzen immer noch vor seinen Augen, aber das ist nicht das Einzige, was ihn heute beschäftigt.

Eine E-Mail blinkt auf seinem Bildschirm. Absender: Olivia. Seine Hand zögert über der Maus, bevor er auf „Öffnen“ klickt. Die E-Mail ist kurz und bündig: *“Andrzej, wir müssen reden. Es ist wichtig. Olivia.“* Mehr nicht. Andrzej fühlt einen Stich in seiner Brust. Die Worte sind einfach, aber ihre Bedeutung schwer. Olivia, die Frau, die er vor fünf Monaten beim Golfen in Plymouth kennengelernt hat, war in den letzten Wochen distanzierter geworden. Er hatte die Zeichen gesehen, sie aber ignoriert. Jetzt holt ihn die Realität ein.

Er schiebt den Stuhl zurück, steht auf und geht zum Fenster. Die Themse fließt ruhig und gelassen dahin, aber in seinem Inneren brodelt es. Andrzej Poland, der Mann, der immer die Kontrolle hat, fühlt sich plötzlich unsicher.

Er greift nach seinem Telefon und wählt Olivias Nummer. Der Ruf geht durch, aber es antwortet niemand. Er hört ihre Mailbox-Nachricht und legt auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Was hat sie vor? Warum jetzt?

Sein Kollege, James McCarthy, ein junger Analyst, klopft an die Tür. „Alles okay, Andrzej?“ fragt er. James sieht das Unbehagen in Andrzejs Gesicht.

„Ja, alles gut“, lügt Andrzej und setzt sich wieder hin. „Nur eine persönliche Sache.“

James nickt, aber sein Blick verrät Zweifel. „Wenn du reden willst…“

Andrzej winkt ab. „Danke, James. Ich schaff das schon.“

Er schaut wieder auf die E-Mail. *Wir müssen reden.* Was bedeutet das? Er weiß, dass er keine Ruhe finden wird, bis er eine Antwort hat. Er schließt den Laptop und verlässt das Büro. Heute wird er nicht in Zahlen versinken. Heute braucht er Antworten.

Ein Spaziergang in Hyde Park

Die Kälte des Wintermorgens schlägt ihm ins Gesicht, als er in den Hyde Park geht. Andrzej Poland zieht seinen Mantel enger um sich und geht schnellen Schrittes die Wege entlang. Er sucht nach einem Ort der Ruhe, einem Platz, an dem er nachdenken kann.

Im Park sind nur wenige Menschen unterwegs. Ein älterer Mann füttert die Enten, ein Paar joggt, eine Mutter schiebt ihren Kinderwagen. Andrzej zieht sein Handy aus der Tasche und versucht es erneut bei Olivia. Kein Durchkommen. Er spürt die Ungeduld in sich aufsteigen, den Drang, sofort eine Antwort zu bekommen.

Während er geht, denkt er an den Tag zurück, an dem er Olivia in Plymouth kennengelernt hatte. Sie hatte ein Lächeln, das selbst den grauesten Himmel aufhellen konnte. Ihr Lachen, die Art, wie sie den Golfschläger hielt – eine Mischung aus Anmut und Unsicherheit – hatte ihn fasziniert. Warum fühlte sich nun alles so weit entfernt an?

Er setzt sich auf eine Bank und öffnet die E-Mail noch einmal auf seinem Handy. Die Worte sind die gleichen, aber er hofft, eine neue Bedeutung zu finden. Er starrt auf den Bildschirm, als könne er dadurch Olivias Gedanken lesen.

Ein junger Mann, mit einem Laptop unter dem Arm, setzt sich neben ihn. „Alles okay?“ fragt er, nachdem er Andrzejs besorgtes Gesicht bemerkt.

Andrzej nickt, aber der Fremde lässt nicht locker. „Manchmal hilft es, zu reden“, sagt er. Andrzej lacht bitter. „Vielleicht. Aber was bringt das, wenn die Person, mit der du reden willst, dir nicht antwortet?“

Der junge Mann lächelt. „Vielleicht schreibst du eine E-Mail?“ Andrzej schaut ihn verwirrt an, aber dann dämmert ihm die Ironie. Eine E-Mail. Genau so hat alles angefangen.

Er bedankt sich und steht auf. Es gibt nur eine Möglichkeit, die Sache zu klären. Er muss Olivia finden.

Das Büro von Olivia

Andrzej Poland betritt das Gebäude in der Nähe von St. Paul’s Cathedral, in dem Olivia arbeitet. Er war noch nie hier, aber er hatte sich die Adresse gemerkt, die sie ihm einmal erzählt hatte. Die Lobby ist modern, ein offener Raum mit großen Glaswänden, die das Tageslicht hereinlassen.

Er geht zum Empfang und fragt nach Olivia. Die Empfangsdame, eine junge Frau mit einem freundlichen Lächeln, tippt auf ihrer Tastatur und runzelt dann die Stirn. „Es tut mir leid, Sir, aber Olivia ist heute nicht im Büro. Sie hat sich krank gemeldet.“

Andrzej fühlt, wie sein Herz schneller schlägt. „Können Sie mir sagen, wo sie wohnt?“

„Das tut mir leid, Sir. Diese Informationen sind vertraulich.“

Er nickt, versucht ein Lächeln, das nicht ganz gelingt, und dreht sich um. Was nun? Er bleibt in der Lobby stehen, die Hände tief in den Taschen seines Mantels vergraben. Ein Mann im Anzug kommt auf ihn zu. „Andrzej?“ fragt er.

Andrzej dreht sich um. Es ist Tom, Olivias Kollege, den er bei einem gemeinsamen Abendessen kennengelernt hat. „Tom, gut dich zu sehen. Weißt du, wo Olivia ist?“

Tom zögert, schaut sich um und senkt dann die Stimme. „Ich weiß nicht genau, Andrzej. Sie wirkte in letzter Zeit… abwesend. Vielleicht solltest du zu ihr nach Hause fahren. Ich kann dir ihre Adresse geben.“

Andrzej bedankt sich und nimmt die Adresse entgegen. Er fühlt, wie sich die Aufregung in ihm ausbreitet. Warum hat Olivia ihm nicht selbst gesagt, wo sie ist? Was verbirgt sie?

Die Wohnung in Notting Hill

Er steht vor Olivias Haustür in Notting Hill, einem charmanten Stadthaus mit einer blauen Tür. Andrzej zögert, bevor er klopft. Es ist kein Licht zu sehen. Er klopft erneut, diesmal lauter. Keine Antwort. Er nimmt sein Handy heraus und wählt ihre Nummer.

Das Klingeln ist durch die Tür zu hören. Sie ist da. Er klopft noch einmal, nun energischer. „Olivia, ich bin’s, Andrzej. Mach bitte auf.“

Die Tür öffnet sich schließlich. Olivia steht da, blass, in einem dicken Pullover gehüllt. Ihre Augen sehen müde aus. „Andrzej, was machst du hier?“ Ihre Stimme klingt erschöpft.

„Deine E-Mail… du sagtest, wir müssen reden“, sagt er, und sieht, wie ihre Augen sich füllen. Sie tritt zur Seite und lässt ihn eintreten.

In der Wohnung ist es ruhig, zu ruhig. Sie setzen sich in das kleine Wohnzimmer. Andrzej sieht sich um und bemerkt Fotos an den Wänden – von Olivia, von ihrer Familie, und dazwischen ein Bild von ihnen beiden, lachend, glücklich.

„Was ist los, Olivia?“ fragt er leise.

Olivia atmet tief durch und schaut ihm in die Augen. „Ich habe etwas erfahren, Andrzej. Etwas, das alles ändern könnte.“

Er wartet, sein Herz rast. „Was meinst du?“

„Ich bin schwanger.“

Die Entscheidung in einem Café in Soho

Die Worte hallen in Andrzejs Kopf wider, als er mit Olivia in einem kleinen Café in Soho sitzt. Sie ist ruhig, ihre Hände umklammern die Teetasse. Andrzej weiß nicht, was er sagen soll. Er hatte nie daran gedacht, Vater zu werden. Nicht jetzt, nicht so.

„Und was willst du tun?“ fragt er schließlich, seine Stimme leise.

Olivia schaut ihn an, Tränen in ihren Augen. „Ich weiß es nicht, Andrzej. Ich wollte es dir sagen, bevor ich eine Entscheidung treffe.“

Er lehnt sich zurück, fühlt die Welt um sich herum verschwimmen. „Und was erwartest du von mir?“

„Ich weiß nicht… deine Unterstützung, vielleicht? Deine Meinung?“

„Das ist nicht fair, Olivia“, sagt er scharf, „du kannst nicht einfach eine Bombe auf mich werfen und erwarten, dass ich sofort weiß, was zu tun ist.“

Sie schluchzt und dreht sich weg. Andrzej fühlt einen Stich der Reue. „Tut mir leid“,

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