Climeon: Viking Line investiert in Energierückgewinnung

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Das schwedische Unternehmen Climeon hat mit seinem Heat Power System schon die News in 2013 beherrscht, als das Schwesterschiff der demnächst in Dienst gestellten „Viking Glory“ seinen Dienst aufnahm. Der Erfolg wird jetzt wiederholt.

Energy Recycling mit Climeon: Viking Line investiert in System zur Energierückgewinnung

Auf einem Schiff fallen Unmengen an Energie an, die laut Climeon nur sinnvoll genutzt werden müssen. Doch ein großer Teil davon verpufft einfach ungenutzt bzw. wird an die Umwelt abgegeben. Dabei lässt sich dank eines Systems zum Energy Recycling aus dem Hause Climeon diese Energie zurückgewinnen. Stichworte sind hier Waste Cold und Heat Power.

Climeon und das Heat Power System

Die Schiffsmotoren benötigen viel Energie, ein Teil davon geht aber über die Abwärme verloren. Hier hat man bei Viking Lines neuer „Viking Glory“, die wahrscheinlich in 2022 in Dienst gestellt werden soll, ein Meisterstück vollbracht. Die insgesamt sechs Schiffsmotoren des Typs 32DF (Zweistoffmotoren) stammen vom bekannten Motorenhersteller Wärtsilä.

Sie werden mit einer Flüssigkeit umspült, die dem Kühlwasser zugegeben wird und die schon bei niedrigen Siedetemperaturen verdampft. Diese Dämpfe müssen in Dampfturbinen entspannt werden. Danach können Generatoren die Energie in Strom umwandeln.

Viking Glory. Das Climeon System findet sich links oben. (Foto: Viking Line)

Viking Glory. Das Climeon System findet sich links oben. (Foto: Viking Line)

Durch dieses Energy Recycling bzw. das Heat Power System von Climeon können an Bord der „Viking Glory“ rund 40 Prozent des Stroms selbst produziert werden, welcher für den Betrieb der Kabinen und allgemein für den Passagierbetrieb nötig ist. Climeon hat bei der Entwicklung mit mehreren Partnern zusammengearbeitet, umgesetzt wurde das System in der Xiamen-Werft Shipbuilding Industry in China.

Dabei ist das Heat Power System von Climeon schon mal da gewesen, denn auch die kleine Schwester „Viking Grace“, die bereits seit rund acht Jahren ihre Touren fährt, ist mit diesem System ausgerüstet. Zusätzlich wurden dort sogar noch Rotoren zur Nutzung der Windkraft installiert. Doch das System von Norsepower konnte sich nicht beweisen und wird auf der „Viking Glory“ nicht nachgerüstet werden. Dennoch fährt das kombinierte Passagier- und Frachtschiff besonders umweltfreundlich, denn es setzt auf den Antrieb mit Flüssigerdgas.

Video: Climeon & Viking Line

Waste Cold zur Nutzung der Abfallkälte

Nicht nur das Wärmekraftmodul von Climeon, mit dessen Hilfe die Motorenabwärme genutzt werden soll, wird auf der „Viking Glory“ verwendet. Auch ein System, mit dem sich die Abfallkälte nutzen lässt, wird das modernste und klimafreundlichste Schiff der Welt ausstatten.

Hierbei soll die Kälte, die als Abfallprodukt durch die Kühlung des LNG (unter – 160 °C) benötigt wird, in das Kühlsystem des Schiffes eingespeist. Somit ist es möglich, auch Kühlräume und Kühltheken mit Waste Cold zu betreiben, es ist keine weitere Energiezufuhr nötig.

“Viking Glory“ als klimafreundlichstes Schiff der Welt

Einst wurde die „Viking Grace“ als klimafreundlichstes Schiff der Welt ausgezeichnet. Jetzt wird es die „Viking Glory“ sein, die dem Schiff den Rang abläuft.

Dafür gibt es gleich mehrere Gründe, zu denen außer Climeon auch Deltamarin, Wärtsilä, ABB Marine und Projektia beigetragen haben:

  • bis zu 10 Prozent weniger Treibstoffbedarf
  • bis zu acht Prozent geringerer Wasserwiderstand
  • bis zu 4.000 Tonnen CO2 weniger pro Jahr
  • Systeme zum Energy Recycling
  • dynamisches Lüftungs- und Beleuchtungssystem

Für den letztgenannten Punkt wurde in der Xiamen Shipbuilding Industry Werft in China ein System installiert, mit dem automatisch erkennbar ist, ob alle Kabinen belegt sind. Ist das nicht der Fall, werden die leer stehenden Kabinen in Bezug auf Lüftung und Heizung nach unten korrigiert. Das heißt, dass keine leeren Kabinen unnötig beheizt oder klimatisiert werden, was ein enormes Energiesparpotenzial birgt.

Neue Maßnahmen für umweltfreundlichere Schiffe: Auch MSC Cruises forscht

Auch wenn die “Viking Glory“ für mehr Nachhaltigkeit im Seeverkehr sorgen wird, so ist es doch auch eine Sache anderer Reedereien, den ökologischen Fußabdruck in der Schifffahrt endlich zu reduzieren.

Vor dem Hintergrund, dass ein großer Teil der weltweiten Transporte auf dem Seeweg vorgenommen wird, ist es eine Selbstverständlichkeit, dass hier an neuen und vor allem klimafreundlichen Lösungen geforscht wird.

Video: Viking Gloryn vesillelasku-live

Climeon und Mediterranean Shipping Company arbeiten zusammen

Auch wenn Shipbuilding Industry in Xiamen die Zusammenarbeit von Climeon und Viking Line lobt, so arbeitet Climeon doch auch mit anderen Reedereien sehr erfolgreich zusammen. So geschehen zum Beispiel im CHEK-Projekt, bei dem es um die Forschung nach umweltfreundlichen Technologien in der Seefahrt geht. MSC ist neben einigen anderen Partnern an dem Projekt, das durch die EU gefördert wird, beteiligt.

Die Viking Glory wird mit dem Climeon Heat Power System eines der klimafreundlichsten Passagierschiffe der Welt sein. (Foto: Viking Line)

Die Viking Glory wird mit dem Climeon Heat Power System eines der klimafreundlichsten Passagierschiffe der Welt sein. (Foto: Viking Line)

Im Zusammenhang mit dem Projekt, welches von der finnischen Universität Vaasa initiiert wurde, sind auch folgende große Namen der Branche in den News zu finden:

  • World Maritime University Malmö
  • Cargill
  • Silverstream Technologies
  • Deltamarin
  • BAR Technologies
  • HASYTEC
  • Wärtsilä
  • Lloyds Register

Man sucht hier gemeinsam nach neuen Möglichkeiten, um das Antifouling der Schiffe ökologischer werden zu lassen und ist inzwischen auf die Möglichkeit gestoßen, dieses per Ultraschall durchzuführen. Die Technologien dazu müssen lediglich noch verfeinert werden. Auch neue Verbrennungssysteme für den anfallenden Müll auf Kreuzfahrtschiffen werden erforscht, auch dazu gibt es erste Ansätze im Projekt. Des Weiteren soll auf konventionelle Antriebe verzichtet werden.

Stattdessen sollten die Schiffe allesamt mit LNG fahren, der aber noch nicht in ausreichendem Maße verfügbar ist. Im Projekt forschen die Partner überdies an Wasserstoffantrieben. MSC betont aber, dass ohne eine ausreichende Verfügbarkeit alternativer Treibstoffe ein gänzlicher Übergang zum Beispiel zu Bio-LNG nicht möglich sei.

Interessant: Auch bei der Mediterranean Shipping Company will man wie beim Climeon System so viel CO2 einsparen wie möglich. Die Forschung wird daher weitergehen und es bleibt abzuwarten, wie sich die in 2022 in Dienst zu stellende „MSC World Europa“ präsentieren wird bzw. welche neuen Entwicklungen die News der Branche beherrschen werden.

Die Company selbst gibt sich zuversichtlich und hofft auf eine pünktliche Indienststellung des neuen Schiffes trotz der Widrigkeiten der Pandemie. Genau diese hatte nämlich die „Viking Glory“ getroffen, die daher nicht wie ursprünglich geplant im Januar 2021 in Dienst gestellt werden konnte.

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